Initiative: Sexuelle Bildung revisited
30 Jahre sexuelle Bildung – Zeit für eine umfassende Neuorientierung und Standortbestimmung. So entstand unter Federführung von gsp und isp der Prozess „Sexuelle Bildung revisited“, der von Mai bis November 2020 in zwei Phasen durchgeführt wurde: In der ersten Phase tauschten sich auf der Plattform „Slack“ 161 Personen aus zahlreichen Institutionen und Handlungsfeldern im In- und Ausland zu 20 Themen der sexuellen Bildung aus - unter den Überschriften „Lust-Begehren-Pleasure“, „Sexuelle Bildung digital“ „Körper“ oder „Emanzipatorisch - oder was?“ wurde erwogen, gestritten und die ein oder andere zukunftsträchtige Idee entwickelt. Aus diesem sehr lebendigen, anregendem Prozess ergaben sich Verabredungen und Vernetzungsvorhaben ganz unterschiedlicher Art und Größe. Gemeinsam war allem das Interesse, den Zusammenhalt zu verstärken und voneinander zu lernen.
In der zweiten Phase gestalteten über 60 Teilnehmende ein – eigentlich leibhaftig geplantes – digitales Barcamp unter der hervorragenden technischen Begleitung durch die Uni Kassel. Es wurden die auf Slack aufgerufenen Themen weiterdiskutiert, Klassiker der sexualpädagogischen Themenpalette fortgeschrieben und ganz neue Diskussionen aufgemacht. In zahlreichen Grußworten wünschten Organisationen, die der sexuellen Bildung lange verbunden sind, bzw. sie in Vielfalt gestalten, dem Revisionsprozess guten Erfolg. Den Abend rundete Mihtu Sanyal mit einer inspirierenden Lesung, bevor er in einer virtuellen Bar ausklang. Das Schlussplenum unterstrich Interesse und Willen der Beteiligten, den Revisionsprozess fortzusetzen und ein nächstes Barcamp im Jahresabstand zu einem weiteren Höhepunkt der Kommunikation in der Community zu machen.
Sexualpädagogische Allianz im deutschsprachigen Raum: Lohnend, hilfreich, nötig.
Vertreter*innen der österreichischen Vereinigung von Sexualpädagog*innen „Plattform sexuelle Bildung“, der „Plattform sexuelle Bildung Südtirol“, von „Sexuelle Gesundheit Schweiz“, aus Luxemburg und aus der deutschen „Gesellschaft für Sexualpädagogik“ haben sich schon vor 11 Jahren zu Fachaustausch und Kooperation getroffen und die „Sexualpädagogische Allianz“ gegründet. Ergebnis war 2010 ein Grundsatzpapier zu Selbstverständnis, Grundhaltung und Ziele des Zusammenschlusses und ein Fachstandpunkt „Professionelle Kompetenzen für die sexualpädagogische Arbeit“ zu dem, was Fachkräfte der sexuellen Bildung mitbringen und entwickeln sollten, um die professionelle Qualität ihrer Dienstleistung zu sichern.
Seit Mai 2020 ist diese internationale Kooperation im Rahmen der von isp und gsp veranstalteten Initiative „Sexuelle Bildung revisited“ vitalisiert worden:
Mehrere digitale Konferenzen führten zu dem Entschluss, die Wertebasierung sexueller
Bildung entsprechend der aktuellen sexualkulturellen Herausforderungen und der zukünftigen Aufgaben menschenrechtsbasierter sexualitätsbezogener Bildungsangebote für
vielfältige Gesellschaften zu identifizieren und neu zu formulieren.
Anregend wirkten und wirken für diesen Prozess Fachdiskurse, die sich z.B. in den Publikationen „Training matters: A framework for core competencies of sexuality educators“
des World Health Organisation Regional Office for Europe und der Bundeszentrale für
gesundheitliche Aufklärung von 2007 und
„International standards of practice for sexuality educators and sexual health promotion“
der World Association for Sexual Health von 2009 abbildeten.
Im Barcamp „Sexuelle Bildung revisited“ im November 2020 verabredeten sich Aktivist*innen sexueller Bildung, die gemeinsamen Grundlagen ihres Handelns zukunftstauglich zu
formulieren.